Gedanken zum 3. Advent

Ruhe, Stille, Besinnung – all das sind Aspekte, die die Adventszeit begleiten.

Es ist gar nicht so einfach in dieser Zeit „runterzukommen“.

 

Ruhe, Stille, Besinnung – all das sind Aspekte, die die Adventszeit begleiten. Es ist gar nicht so einfach in dieser Zeit „runterzukommen“.

Yann Martel hat sich Gedanken gemacht über das Dreifingerfaultier.
Ich habe seine Überlegungen leicht verändert und angepasst.
Sie könnten für das „Runterkommen“ vielleicht inspirierend sein.

Das Dreifingerfaultier ist ein faszinierendes Geschöpf.
Im Grunde ist die Trägheit sein einziger Wesenszug.
Es schläft zwanzig Stunden am Tag.
Am regsten ist das Faultier beim Sonnenuntergang,
wobei „rege“ relativ zu sehen ist.
Am Boden kriecht es (wenn es motiviert ist) mit einem Tempo von 250 Metern die Stunde zum nächsten Baum – also 440 Mal langsamer als ein Gepard.
Unmotiviert schafft es immerhin 4-5 Meter die Stunde.
Trifft man das Dreifingerfaultier in der freien Wildbahn, muss man es zwei bis drei Mal anstoßen, bis es aufweckt.
Es wird sich dann schläfrig in jede Richtung umsehen, nur nicht dorthin woher der Stoß kam.
Es ist nicht taub – es interessiert sich nur nicht für die Geräusche.
Es heißt, das Faultier riecht abgestorbene Äste.
Doch es wird auch berichtet, dass es häufig zu Boden fällt – manchmal riecht die Nase eben fehlerhaft und der Ast, der Halt geben sollte, war doch morsch.
Man fragt sich, wie ein solches Tier eigentlich überleben kann.
Es überlebt, weil es so langsam ist.
Trägheit und Schläfrigkeit schützen es vor allen Gefahren, sie sorgen dafür, dass ein Jaguar das Faultier gar nicht wahrnimmt.

(aus dem Buch „Freude“ von Andere Zeiten e. V., S.10-11)

Nun es geht nicht darum, dass wir vom Faultier Nichtstun und Faulheit lernen – aber es geht darum, dass wir uns immer wieder neu ausrichten auf Achtsamkeit, Gelassenheit und innere Ruhe.
Dafür braucht es Zeiträume.
Das Faultier lebt im Einklang mit seiner Umwelt.

Die Adventszeit lädt dazu ein – trotz allem Trubel – runterzufahren.
Es ist eine Zeit des ruhigen Wartens und der Gewissheit, dass jeder Mensch als Gottes Schöpfung einmalig und geliebt ist – anders ausgedrückt: „Du bist wunderbar mit all deinen Ecken und Kanten – was für ein Geschenk!“

Eine Zusage, der man vielleicht in der Ruhe begegnen kann.

Uns allen einen schönen und besinnlichen dritten Advent.

Dr. Tobias Foß
Seelsorger am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara und an der Christlichen Akademie

Zurück

Bilder zum Artikel: