Welche Aufgaben hat die Schulseelsorge?

Seit Anfang April ist Dr. Tobias Foß als Schulseelsorger an der Christlichen Akademie. Im Gespräch erläutert er seine Aufgaben und erklärt, wie er an der Akademie wirken möchte.

Herr Dr. Foß, welche Aufgaben begleitet die Schulseelsorge?

Die Schulseelsorge will Auszubildende, aber auch Mitarbeitende unterstützen, ihr Leben zu gestalten und Krisen zu bewältigen. Und dies entspricht genau dem christlichen Auftrag der Nächstenliebe und der barmherzigen Hingabe. Prüfungsangst, sozio-ökonomische Schieflagen und Krisen begleiten das Leben – auch die Ausbildung und den Unterricht. Das ist auch der Grund, warum ich für den Unterricht jenseits von Benotungen Verantwortung übernehmen werde. Es geht darum, Menschen ganzheitlich zu begleiten und zu bekräftigen. Dies alles geschieht aus einem christlichen Motivationsraum, dem Reich Gottes zu entsprechen – ein gutes Leben im Hier und Jetzt. Von daher trägt die Seelsorge auch dazu bei, das christliche Profil an der Christlichen Akademie zu leben: Menschen sind eingeladen, die Relevanz christlicher Traditionen und Werte zu entdecken.

 

Vor welchen Fragen und Problemen stehen Sie als Schulseelsorger?

Für den Anfang geht es vor allem um das Kennenlernen. Welche Strukturen gibt es an der Akademie, wie denken bestimmte Arbeitsbereiche und welche Herausforderungen sind vorhanden. Ganz wichtig ist vor allem, mit den Auszubildenden in Kontakt zu kommen. Hospitationen, Gespräche und die Begleitung von Übergängen (wie z. B. beim Erasmusprogramm) oder auch von Veranstaltungen wie dem „Walk of Care“ am 12.Mai in Magdeburg – all das hilft, um Begegnung zu schaffen, sodass Schüler und Schülerinnen merken: „Mensch, da ist jemand auf unserer Seite, der uns helfen will, der sich mit uns solidarisiert.“ Die Fragen und Probleme, die auf mich zukommen, sind natürlich bunt – weil die Belastungen der Menschen im Alltag bunt sind. Der persönliche, systemische, sozioökonomisch-strukturelle und der Ausbildungsbereich an sich – all das sind Aspekte, mit denen ich mich auseinandersetze.

 

Welche Hilfe können Sie im ersten Gespräch anbieten, außer zuzuhören?

Einiges – aber zunächst: Die Frage suggeriert, dass „Zuhören“ keine wichtige Sache sei. Das glaube ich nicht. Im Reden und Hören findet Zusammenhalt statt und erste Lösungshorizonte können in den Blick kommen. Auch will es gelernt sein, aktiv zuhören zu können, emotional zu begleiten und nach Ressourcen zu schauen. Gerade der letzte Aspekt ist mir wichtig, eine ressourcenorientierte Seelsorge, die sich die Fragen stellt: Wo habe ich Kraftquellen? Welche Bewältigungsstrategien können helfen? Was brauche ich von meinem Umfeld? Diese Aspekte können im ersten Gespräch bereits sondiert werden. Je nachdem um welche Probleme es sich handelt, ist es möglich, dass ich weiterbegleite oder zu anderen Beratungen (z. B. Drogenberatung) oder psychotherapeutischen Einrichtungen weitervermittle.

 

Die Themen Nachhaltigkeit, Schöpfungsverantwortung, christliche Werte und soziale Gerechtigkeit liegen Ihnen besonders am Herzen. Wie werden Sie diese in Ihre Arbeit integrieren?

Nach meinem Verständnis hat die Christliche Akademie nicht nur den Auftrag, Menschen für einen Beruf fit zu machen, sondern sie auch auf den Weg zu Bürger und Bürgerinnen zu begleiten. Auszubildende leben in einer Gesellschaft. Sie sollen befähigt werden, Verantwortung und zivilgesellschaftliches Engagement für unser gesellschaftliches Zusammenleben zu übernehmen. Es geht um eine demokratische Bildung. Und gerade hier hat Christentum einiges zu sagen. Ich kann mir vorstellen, eine Art „Bildungswoche“ zu konzipieren, in der wir über Klimagerechtigkeit, soziale Ungleichheit und Nachhaltigkeit miteinander sprechen. Hier Verbindungen zu christlichen Bezügen herzustellen oder auch thematisch passende Andachten zu feiern – all das hat Potential, dass Auszubildende eine demokratische, globale Bildung erhalten und relevante Brücken zu christlichen Bezugnahmen entdecken.  

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Bilder zum Artikel:

Schulseelsorger Dr. Tobias Foß. Quelle: CAGP

Schulseelsorger Dr. Tobias Foß. Quelle: CAGP